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Sind die Nächte heller, da wo du bist?

Während die Welt schlafen geht drücke ich dir Tür auf und zünde mir meine Kippe an. Leise seufzend stelle ich fest, dass meine Packung fast leer ist und wunder mich heimlich, wie viel ich rauchen kann, wenn ich Langeweile und schlechte Gedanken habe. Ich setze mich auf die steinerne Mauer, die links von der Tür steht und sehe mich um. Niemand ist mehr da, alles ist ruhig. Ab und an schreit jemand, doch ich frage mich schon lange nicht mehr, wer da wohl seiner Psyche erliegt. Es ist mir egal, denn ich kann dem armen Schwein eh nicht helfen, das habe ich mittlerweile gelernt. Mich interessiert es nicht mehr, ob ein Junkie mit seiner Psychose nicht fertig kommt; er würde mich an der nächsten Ecke eh für neuen Stoff verkaufen.
Ich merke wie meine Stimmung sekündlich schlechter wird, wie meine Füße anfangen nervös gegen den Stein zu schlagen und die Zigarette zwischen meinen Fingern zu zittern beginnt. Trotzdem bleibe ich, setze mich mir selber aus und verzichte auf den sicheren Hafen. Meine Nägel krallen sich in meine Haut, die Gedanken werden lauter. Ein kaum zu kontrollierender Wunsch zieht mich auf die dunkle Straße, zieht mich hin zu einem anderen Ort, einem, an dem ich diesen Gedanken nachgeben kann. Ich versuche mich ruhig zu halten, bemühe mich meine Wünsche wieder einzufangen.
Die Tür klickt, ich schaue auf. Immer noch schlagen meine Füße gegen die Mauer, doch für ein paar Sekunden werde ich aus meinem Kampf gerissen. Ein glatzköpfiger Kerl kommt raus und lächelt mich an. Ich zwinge mich zu einem Grinsen, welches eher aussieht als hätte ich mir den Kiefer gebrochen und nicke ihm zu. Dann schaue ich nach unten um ihm erst gar nicht die Chance zu geben ein Gespräch zu beginnen.
Meine Zigarette ich fast nieder gebrannt als ich von der Mauer rutsche und ein paar Schritte gehe. Als ich mir sicher bin, dass mich der Glatzkopf nicht mehr sieht, schiebe ich meinen Ärmel beiseite und drücke mir schnell meine Kippe auf die Haut. Ein brennender Schmerz schießt durch meinen Arm und ich beiße die Zähne zusammen. Mit dem Schmerz kommt eine ungeheure Erleichterung mit. Erleichterung, dass ich noch da bin, dass ich noch in dieser hässlichen Hülle stecke, dass ich noch fühle, dass ich bin, dass ich lebe, dass ich mich nach Wochen wieder spüre. Während sich meine Zähne wieder lockern und das Zittern zunimmt, entspannt sich mein Gesicht. Plötzlich schießt Müdigkeit durch meine Glieder und macht sie schwer. Ich drehe mich langsam um und schiebe meine Jacke wieder über meinen Arm. Mit einem letzten Nicken verabschiede ich mich und gehe wieder hoch. Ein paar Sekunden grübel ich ob den ich Pflegern davon erzähle, verwerfe es aber sofort wieder. Keine Lust auf Stress, auf diesen sorgenvollen Blick, auf neue Medikamente und Ermahnungen. Ich bin da, das reicht.

1 Kommentar:

Madame Traumtänzerin hat gesagt…

Ich wünsche mir so sehr, dass das alles was bringt. dass es dir besser geht. Ich wünsche dir die ganze Schönheit dieser Welt.