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Mit leerem Kopf nickt es sich leichter

Ich bekomme das kalte Kotzen als ich mich selbst im Spiegel betrachte. Dunkle Flecken fressen sich in meine Haut, trübe Augen stieren mich voller Selbstmitleid an. Meine Haare hängen mir strähnig ins Gesicht während ich nervös auf meiner Lippe rum beiße, bis sie brennend aufplatzt.
"Ist nicht gut, ist gar nicht gut," murmel ich verbissen vor mich hin, während ich unruhig durch den Raum streife. Ich greife mir in die Haare, ziehe an ihnen bis ich ein Büschel in der Hand hab.
Ein weiterer Blick in den Spiegel zeigt mir was ich für einen erbärmlichen Schwächling abgebe, zittrig und blass renne ich wie ein gefangenes Tier durch die Gegend. Ich setze mich hin, krümme mich zusammen, um die Worte zurück zu halten, doch sie sprudeln atemlos aus meinem Mund.
"Du hast gesagt, dass das besser wird. Das habn' alle gesagt. Alle. Wirds aber nicht. Wirds aber einfach nicht..." Hysterie ergreift langsam Besitz von mir, doch ich habe keinen Nerv dagegen anzukämpfen. Ich nehme mich für den Moment so an wie ich bin, klein, schwächlich und mit dem Nichts sprechend.
"Das geht nicht weg, das Ganze geht gar nicht weg. Wird schlimmer und besser aber ist nicht weg. Aber ich will das eigentlich gar nicht, ich will das ehrlich nicht. Hab mir versprochen, dass ich das nicht mehr mache, dass ich gesund werden will. Aber will ich gar nicht, nicht grade. Ich will mich in meinem scheiß Selbstmitleid suhlen, ich will darin ersaufen und heute nicht mehr auftauchen. Ich will meine verdammten Probleme beweinen und ich will mir erlauben traurig zu sein, vielleicht einmal länger als fünf Minuten. Ich will gar nicht über meine dummen Witze lachen, ich will das nicht alles verharmlosen weil mir das verdammt weh tut, irgendwo da drin, da tut es weh."
Meine Stimme überschlägt sich, ich zwinge mich zu flüstern.
"Hätt ich gewusst, dass das alles dabei raus kommt, dann... Weiß nicht was ich gemacht hätte, vielleicht alles anders, vielleicht hätte ich gar nicht erst angefangen was zu ändern. Hab im Moment einfach keinen Mut mehr, ich weiß nicht mal wo ich die Kraft her hole, mit denen ich das letzte halbe Jahr durch gehalten hab. Keine Ahnung, ich hab keine Ahnung, ich weiß nix mehr..."
Tränen strömen mir über die Wangen, ein lautes Schluchzen klettert krächzend aus meinem Mund. Ich umarme mich, halte mich fest und weine endlos lange bis ich mich ausgelaugt und leer fühle.
Sekunden später schäme ich mich für meine Worte, grinse mein Spiegelbild unsicher an während ich mir den Rotz aus dem Gesicht wische.

2 Kommentare:

Lori hat gesagt…

Bitte, du brauchst dich nicht zu schämen!

Madame Traumtänzerin hat gesagt…

Oh ich bin mir sicher, dass du wunderschön bist.