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Lass mal an uns glauben

"Es hat nichts mit dir zu tun. Ich kann dich gut leiden, ja, ehrlich."
Ich weiß jetzt schon, dass es besser klang als es noch im meinem Kopf war doch ich spreche weiter, zwinge mich nicht mehr zu stoppen.
"Gib mir mal ne Kippe. Danke. Also wie gesagt, hat nix mit dir zu tun. Bist nett, lieb, alles cool. Aber ich hab keinen Bock mich auf nen Menschen einzulassen, jedes Mal wieder. Ich hab das 'n paar Mal versucht. Ist nichts gutes bei raus gekommen, das war nur scheiße. Ich suche jemanden, den es glaube ich gar nicht gibt und ich hab keine Lust mehr dem nachzujagen, was ich eigentlich mal los lassen müsste."
Er sieht mich an als ob ich Chinesisch redet und schaut ausdruckslos, während ich mir meine Zigarette anzünde.
"Wen suchst du denn?" Seine Worte schneiden die kühle Luft.
Darauf ist mein benebeltes Hirn nicht vorbeireitet, langsam beginnt es zu rattern. Ich brauche ein paar Minuten bis ich eine Antwort weiß und er wartet geduldig.
"Ich suche jemanden, der mir an den richtigen Stellen in den Arm nimmt, aber nicht sauer ist, wenn ich ihn anbrülle oder ihn weg stoße. Ich suche jemanden, der mir nicht ständig sagt, dass alles wieder besser wird, sondern mal die Wahrheit ausspricht ohne Angst zu haben, dass ich von der nächsten Brücke hüpfe. Ich suche jemanden, der mich nicht nur auf meine gestörte Psyche reduziert und von mir ebenso viel verlangt wie er mir gibt. Ich suche mein passendes Gegenstück, weißte. Den Menschen, der mir versteht, ohne dass ich ihm viel erklären muss und mich wieder ganz macht. Scheiße, ist das kitschig."
"Erwartest du da nicht ein bisschen viel?" Er mustert mich skeptisch.
"Hörst du mir eigentlich jemals zu? Ich hab doch gesagt, dass ich nicht glaube, dass ich so jemanden finde. Aber ich will nicht, dass du weiterhin versuchst dieser Mensch für mich zu sein." Meine Worte treffen ihn hart, ich höre wie er neben mir die Luft einzieht. Scheinbar hat er nicht damit gerechnet, dass seine Versuche aufgeflogen sind.
Stille tritt ein während wir uns beide augenblicklich weiter voneinander entfernen. Es tut mir leid, dass ich ihn so vor den Kopf gestoßen habe, doch ich weiß nicht wie ich ihn sonst auf Abstand halten soll. Ich sehe Gefahren, die er nicht sieht. Ich sehe Abhängigkeit, Gefühle, die da nicht hingehören. Soll er doch denken, dass ich ein eingebildetes Arschloch wäre, alles ist besser als das, was er sich einbildet, was zwischen uns sein könnte. Da könnte nie was sein, nichts ehrliches jedenfalls.
"Wie machen wir dann weiter? Gar nicht?" Seine Worte sind schnippisch, beleidigt rückt er von mir weg.
"Na, so wie jetzt auch. Bisschen zusammen qualmen, quatschen, aber nichts was tiefer geht. Deal?"
Ich strecke ihm ghettomäßig die Faust hin. Einen Moment überlegt er bevor er einschlägt.
"Deal, nur oberflächlicher Scheiß."
Wir grinsen beide und obwohl ich mein Gesicht nicht sehe weiß ich, dass an uns beiden Trauer klebt.

1 Kommentar:

summersun hat gesagt…

Ich liebe deine Texte. Irgendwann findest du jemanden, auf den du dich einlassen kannst, da bin ich mir sicher. Ob er dann dein 'perfekter Typ' ist eine andere Frage aber ich hoffe er wird gut genug sein.
Lg ♥