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My face above the water, my feet can't touch the ground

"Bitte, bitte, du musst mir helfen." Ich kann mich selbst nicht leiden, wie ich jämmerlich schwach angekrochen komme. Das ist nicht meine Art, das alles hier ist nicht meine Art. Ich bin die lautstarke, die obszöne Wörter auf die Straße rotzt und zu allem ihren Senf geben muss. Nicht dieses kleine, schwache Kind, als das ich nun vor ihn trete.
"Was hab ich für nen Grund dazu? Ich hab dich gewarnt, dass der nicht alle an der Latte hat. Ich habs dir von Anfang an gesagt. Wenn du nicht auf mich hörst, musste auch sehen wie du nun damit klar kommst." Seine Stimme ist kalt und abweisend. Er sieht mich nicht an, doch seine ganze Haltung spricht von Arroganz und Macht.
"Ich hab dir nicht geglaubt, aber du weißt nicht was er mit mir macht. Das, das war nicht das erste Mal. Bitte S, rede mit ihm oder so, ihr kennt euch doch schon länger. Bitte, du bist mein bester Freund, ich weiß nicht wer mir sonst helfen soll." Blanke Panik überfällt mich schon bei dem Gedanken, dass M heute Abend kommen will, dass ich keine Ausrede gefunden habe, die es verhindern würde. Doch wenn das so weiter geht, wird er mich heute Abend spuckend über der Kloschüssel finden, die ganze Angst auskotzend. Also krieche zu Kreuze, greife nach dem letzten Strohhalm, der mir noch bleibt.
Als er sich umdreht bin ich mir unsicher, ob er mir hilft. Sein Blink ist sanft, ich rechne fest damit, dass er mich umarmen wird und mir zustimmen wird, dass ich nichts für Ms Wutausbrüche kann.
"Das ist dein Problem. Ich häng mich nicht in Beziehungen rein, vor allem nicht in die von meinem Kumpel. Er liebt dich, er würde dir nie weh tun, das hat er mir gesagt. Ich weiß gar nicht, wieso du nun solche Lügengeschichten hier erzählst. Ist er dir nicht gut genug?"
Mir bleibt die Spucke weg. Als hätte er mich ins Gesicht geschlagen weiche ich zurück und stoße gegen die Tür. Ich ziehe scharf die Luft ein und merke, wie sich ein riesiges Loch in meine Brust frisst, wie sich unzählige Vorwürfe, die ich beiseite geschoben hatte, wieder nach oben graben. Ich möchte weinen weil ich es nicht verstehe und weil ich Angst habe. Ich möchte von hier verschwinden, irgendwo, wo niemand denkt, dass ich ein stummer Gegenstand bin, den er sich nehmen kann wann immer er grade Lust hat.
Ich murmel einen Abschied und stolper zur Tür. Als S mir hinterher kommt fange ich fast an zu rennen, stoße mir den Knöchel hart an der Tür. Mir fehlt jegliche Kraft, sogar das Fluchen über meinen Knöchel, der pochend anschwillt, spare ich mir. Ich spüre wie S nach mir greift, mich nach oben zieht und sehe wie sich seine Lippen bewegen, doch ich höre ihn nicht. Seine Finger brennen auf meiner Haut, mir wird schwindelig.
"Fass mich nicht an." Ich stammel die Worte leise, sodass sogar ich sie kaum hören kann und kralle meine Nägel tief in S Hand.
"Scheiße man, was solln das?"
Ich sage nichts, sehe auf meine Hände, die sich schützend um meinen Körper schlingen.
"Fass mich nicht an. Fass mich nicht an. Fass mich nicht an." Ich flüster die Worte vor mich hin während ich rückwärts zur Tür gehe.
"Sei froh, dass du M hast, so abgedreht, wie du bist."
S Worte brennen wie Feuer während ich langsam den Heimweg antrete.

2 Kommentare:

Mila hat gesagt…

Scheiße M, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Pass auf trifft es wohl nicht so ganz. Renn soweit du kannst?

N.† hat gesagt…

Ich kann nicht anders als dieses Verhalten von S. zu verachten und das tut mir auch nicht leid. Seine Worte hinterlassen Wunden in dir, die man nicht mehr entschuldigen kann. Und genau deswegen empfinde ich.

Ich zünde eine Kippe für dich an. Es ist nichts poetisches, ich weiß. Aber dieses kleine Licht, das Glut, was in der Nachtluft schimmert, soll dir Hoffnung schenken. Hoffnung und ein vollgepackter Rucksack voller warmenden und angenehmen Tage.