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Wenn man die Augen schließt, klingt der Regen wie Applaus

"Du weißt, dass ich dir nie weh tun werde, oder?"
Aus Ms Mund klingen die Worte wahr und richtig, doch die Bilder verschwinden nicht so schnell. Ich bleibe stumme, starre aus dem Fenster. Ich spüre seinen Atem im Nacken, wie sich seine Arme um meine Taille schlingen und mich an ihn ziehen. Nun bin gezwungen ihn anzusehen. Die Härchen an meinem Arm stellen sich auf während ich die Wahrheit in seinen Augen suche. Ich nicke langsam, fast schon mechanisch.
"S hat mir erzählt, dass du ihn besucht hast."
Ich schließe kurz die Augen, warte auf das, was nun folgt. M atmet ruhig neben mir, nichts deutet auf das wilde Tier hin, in das er sich vor Tagen noch verwandelt hat.
"Er hat gesagt, dass du Angst hast, ich könnte dich verletzen."
"Hat... hat er sonst noch was gesagt?" Ich traue mich kaum ihn anzusehen, doch ich blicke ihn direkt an, damit er nicht denkt, dass ich etwas zu verbergen hätte. Irritiert erwidert er meinen Blick.
"Nein, sollte er?"
"Nein, ich dachte nur... Ist egal, er hat Recht. Ich hatte Angst du könntest mich verlassen oder sowas, weißt du, und dann bin ich zu ihm gegangen weil ich weiß nicht, ihr kennt euch so gut..." Meine Stimme verliert sich während ich hilflos Ausreden stammel. Innerlich warte ich auf den Moment, an dem er sagt, dass S ihm alles erzählt hat, doch er schweigt. Er legt seine Hand an meine Wange und dreht meinen Kopf so, dass ich ihn ansehe.
"Du weißt, dass ich dich nie verlassen würde. Ich liebe dich, nur dich, wie könnte ich dich da so verletzen? Das letztens... Du weißt, dass ich das nicht so meinte, nicht wahr? Ich meine, es war ja auch ein bisschen deine Schuld. Ich hatte halt Bock, ich dachte du auch. Du musst schon den Mund aufmachen, wenn du nicht vögeln magst."
Er zwinkert mir grinsend zu. Alles in mir schreit vor Angst, doch mein Kopf glaubt ihm. Seine Augen sind sanft, etwas kindliches liegt in seinem Gesicht. Er bittet mich um Verzeihung, es tut ihm leid. Natürlich liebt er mich, wie konnte ich das nur eine Sekunde anzweifeln? Das war ein Ausrutscher, jedem passiert mal ein Fehltritt. In Beziehungen geht es darum, Dinge zu verzeihen, wieso nicht also so etwas?
"Das bleibt unser kleines Geheimnis, ja? Du willst doch nicht, dass jemand erfährt wie versaut du manchmal sein kann, oder?"
Er küsst mich vorsichtig, fährt mit der Hand meinen Rücken runter und drückt mich an sich. Ich schlinge die Arme um seinen Hals und ignoriere das Brennen, was bei jeder seiner Berührungen durch mich hindurch schießt. Meine Angst steht gegen sein Wort und es ist so viel einfacher, seinen Worten Glauben zu schenken. Das kommt nie wieder vor, ich muss das nächste Mal nur laut genug Nein sagen. Es war meine Schuld, er hat Recht.

2 Kommentare:

Tia hat gesagt…

Du wirst nichts tun können,
um sein Verhalten zu ändern.
Jede Vermeidungsstrategie, alles Rechtmachen wird nichts nutzen. Denn das Problem liegt nicht bei dir.
Was passiert IST NICHT DEINE SCHULD. Auch wenn es sich so anfühlt. ES IST NICHT DEINE SCHULD.
Ich wünschte, ich könnte das noch größer schreiben.

Ich fühle jedes deiner Worte.

Kathleen hat gesagt…

Schaffst du es ihn zu verlassen?
Ich stimme Tia zu 100% zu!