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immer noch irgendwie hier, immer noch irgendwie hier bei mir

Ich raste aus, ich merke es. Meine Nerven liegen blank, ich kann nicht mehr. Die Bilder von damals sind wieder da, verschwommen, aber gut sichtbar. Sein Geruch ist da, die Angst, die mir den Nacken hoch kriecht. Ich versuche mich am Riemen zu reißen, doch meine zitternden Hände strafen mich Lügen.

Dein Geruch ist übel. Er umhüllt mich, lässt mich kaum noch atmen. Seife, Parfum und Schweiß. Ich kenne diesen Geruch nicht, er macht mir Angst. Ich schließe die Augen, versuche an irgendwas anderes zu denken, doch deine tastenden Finger halten mich hier. Ich frage mich, ob das hier der Punkt ist, von dem alle immer sprechen. Der große Moment, wenn man vom Mädchen zu Frau wird. Das erste Mal, das ist immer spannend, haben sie gesagt. Es kann weh tun, haben sie gesagt. Aber dann bist du jemand, haben sie gesagt. 
Ich schlage die Augen auf und suche deinen Blick. Deine Augen sind zu dunkel, ich kann darin nichts erkennen. Es fühlt sich komisch an, doch du hast gesagt, dass du mir nur helfen willst. Aber wieso fühlt es sich dann so komisch an? Wieso brennen deine Finger auf meine Haut, wieso will ich denn dann so dringend weg? Du bist nett, du nimmst mich auf, du bist da. 

Ich tauche auf, der Film ist pausiert. Schweiß rinnt mir den Rücken runter, Panik klettert mir den Hals hoch. Ich fühle mich klein, nicht wie 19 sondern wieder wie 14. Ich fühle mich schutzlos, ausgeliefert. Ich möchte weinen, schreien, beschützt werden, doch die Angst ist zu groß. Schnell rappel ich mich auf, stolper ins Bad und hänge mich übers Klo. Minutenlang kotze ich alle Gefühle raus, die sich mir im Magen drehen.

"Du bist minderjährig, ich muss dich das fragen, sonst mache ich mich strafbar." 
Du schaust mich an, lange. Dein Blick ist eindringlich, er versengt meine Haut. 
"Willst du mit mir schlafen?" 
Ich halte die Luft an, drehe den Kopf weg. Alle in mir schreit, scheint in Flammen zu stehen. Ich überlege, ob das überhaupt eine Frage ist, ob ich überhaupt eine Wahl hab. Sicher, bestimmt hab ich eine. Ich könnte nein sagen. 
Ich schüttel unsicher den Kopf, sehe dich nicht an. Ich habe Angst, dich enttäuscht zu haben. Was kannst du schon an mir finden? Klapprig, müde und ausgelaugt, dazu halb so alt wie du. Du findest bessere.
Plötzlich merke ich, wie sich deine Finger um meinen Hals schließen. Nicht fest, nur fest genug, dass die Luft knapper wird. Ich sehe dich verwundert an, was tust du denn da? Was hab ich falsch gemacht?
"Ich frage dich nochmal. Willst du mit mir schlafen?"
Ich kann deinen Blick nicht mehr auffangen, deine Augen scheinen meinen ganzen Körper einzusaugen. Ich weiß nicht, ob du wütend oder enttäuscht bist. Du bist so kalt, so hart zu mir. 
Ich versuche mich aus deinem Griff zu winden, deine Finger von meinem Hals zu lösen. 
Deine Finger drücken fester zu. Langsam, immer fester. Ich bekomme keine Luft mehr, mein ganzer Körper schreit vor Panik. Meine Finger beginnen zu kribbeln, alles scheint still zu stehen. 
Erst dann macht es Klick. Du willst eine andere Antwort, das eben war die falsche. Also nicke ich. Ich nicke mechanisch. Ich bin nicht ich, nicht mal im Ansatz. Irgendwas in mir ist grade gekippt, ich kann es spüren. Etwas anderes übernimmt jetzt meinen Körper, erträgt deine Lippen, die gierig über meinen Körper wandern. Ich spüre das Brennen kaum noch, das Einzige, was ich noch höre, ist mein Atem. Er rasselt, entflieht kratzig meinem Mund.
Mit jedem Atemzug scheine ich mich selbst ein Stück mehr auszuatmen, verschwinde ein bisschen mehr aus meinem Körper.

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