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Verbrenn' mir die Zunge an Sätzen, deshalb schreib' ich, dir leide ich hier und blute mit jeder Zeile von mir

Manchmal überschlägt sich alles. Dann weiß ich auf einmal nicht mehr, was überhaupt los ist. Dann bricht in mir etwas, und für ein paar Momente kann ich dann traurig sein. Dann kann ich zugeben, dass grade nichts geht, dass ich nichts auf die Reihe bekomme. Und dann schließt sich das Tor wieder. Dann sind die Gefühle wieder weg, lediglich die Scham bleibt. Die Scham, die Mauer, die mich einschließt und schützt, ist dann wieder da.
Der Test war negativ. Und irgendwie war ich geknickt. Ich hatte mich schon damit angefreut, dass in mir drin ein kleines Ding wächst. Dass da mein kleines Ding wächst.
Hört ihr? Kompletter Schwachsinn, ich habe mich auf ein Kind gefreut, mit 19. Packste dir auch an die Rübe, oder?
Ich habe in diesem Moment, vielleicht auch schon in dem davor, alles an Familie verloren, was da noch war. Puff, einfach weg. Als wäre das Glas, was die Familie beschützt hat, nun vollends zerbrochen. Da ist jetzt nichts mehr, nur noch Scherben, Alles, was mir noch als Heimat bleibt, ist Luca. Seine kleine Wohnung, die so klein, aber doch ein kleiner Palast ist. Das wenige Geschirr, die bemalten Wände, all das ist nun mein zu Hause geworden. Dass er M eine aufs Maul hauen würde, wenn er ihn sehen würde und dass er Bob fast verhauen hätte, als der mich angefasst hat. Er redet nicht nur, er handelt. Er nimmt mich in den Arm, ist netter zu mir, als er eigentlich sein sollte, und lebt mit mir. Vielleicht ist das, das Wichtigste. Er hält mich aus, er hält meine Hand, wenn ich mal wieder weg trete, er läuft mir hinterher, wenn ich volltrunken raus laufe und beschwert sich nicht. Er behandelt mich nicht wie eine Aussätzige, nicht wie ein rohes Ei, und trotzdem ist er vorsichtig. Wie weit er bei mir gehen kann, wann es mir zu viel wird.
Das ist jetzt mein zu Hause. Das kleine Reich hier, das Gefühl, angekommen zu sein.
Ich war am Meer. In Büsum, an der Nordsee. Ein kleines Kaff, nichts im Vergleich zu hier, aber ich war an meinem zweiten zu Hause. Das Meer. Es klingt sich affig, aber manchmal ruft mich das Wasser. Dann weiß ich, dass ich ans Meer muss. Mich einfach nur auf die Steine oder den Sand setzen und den Wellen zuhören, wie sie aufschlagen.
Und das habe ich getan. Ich war da, ich habe das Meer gehört, hab mich seinen Rufen hingegeben.
Und vielleicht bin ich jetzt zu Hause, wo auch immer das ist.

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