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Your body is your home, don't burn it down

Ich hab mir das mit dem neuen zu Hause so einfach vorgestellt, dachte, ich lege fest wo ich hingehöre und dann ist das auch so. Aber Pustekuchen. Ich hab mich seit langem nicht mehr so einsam gefühlt. Ich gehöre nirgendwo mehr hin, ich fühle mich nur noch leer. Ich weiß auf einmal nicht mehr, wer ich bin, was mich überhaupt ausmacht. Es fühlt sich an, als müsste ich irgendetwas von mir, irgendein großes Stück aus meiner Brust heraus reißen, damit die Einsamkeit aufhört.
Ich versuche es, ich versuche mich davon zu trennen. Ich versuche seit Tagen einen Strich darunter zu ziehen, versuche mich von mir selbst zu trennen, doch es funktioniert nicht. Der Druck mir weh zu tun nimmt wieder drastisch zu, obwohl ich doch so stolz auf mich war, nichts gemacht zu haben. Aber ich bin nicht mehr ich, ich bin ein Wrack auf zwei Beinen. Alles was mir noch Kraft gegeben hat, war das, was von meiner Familie noch da war und plötzlich ist das alles weg. Plötzlich stehe ich alleine da, habe niemanden mehr hinter mir, der mich auffängt, wenn ich falle. Es ist ihnen einfach egal. Ich bin ihnen egal. Als wäre ich die ganzen Jahre nur noch eine Last gewesen, etwas, was schnell und einfach heraus zu reißen war, als die Zeit reif war.
Ich bin nichts mehr. Ich wanke meinen Weg weiter, aber ich habe den Weg verloren. Er ist weg, als wäre er nie da gewesen. Als hätte ich die ganze Zeit auf ein Kartenhaus gesetzt, was mit einem Windhauch in sich zusammen gefallen ist. Als wenn da nie etwas gewesen wäre, keine Liebe, kein Vertrauen, keine Familie.
Luca versucht mir ein Heim zu schaffen, etwas, woran ich mich fest halten kann, doch ich halte das alles nicht aus. Ich halte seine Nähe nicht aus, ich kann mich nicht auf ihn einlassen. Die Angst, dass er mich hinterher auch verlässt, dass er geht und mich einfach allein lässt, die ist zu groß. Sie steht mir jede Sekunde im Nacken, jedes Mal, wenn er mich umarmt, brüllt sie dagegen an. Sie macht, dass ich ihn weg stoße, obwohl ich das eigentlich gar nicht will.
Ich will eigentlich hier liegen und traurig sein. Also das auch zeigen. Weinen oder so einen Mist. Irgendwas, was man tut, wenn man traurig ist. Aber ich kann gar nicht weinen. Immer die selbe Leier. Ich setze mich hin und merke, dass ich dem Druck mir weh zu tun, zu fliehen und alles endgültig hinter mir zu lassen, entgehen könnte, wenn ich weinen würde. Wenn ich einfach mal alles raus heulen würde, mit rotzender Nase und allem drum und dran. Aber es geht nicht. Ich beiße die Zähne zusammen, und heule nicht.
Ich versuche mir ein neues Heim zu suchen, eines zu schaffen, dass aus mehr als aus Nichtbeachtung und Schlägen besteht. Eins, was sich kleine Kinder immer wünschen. Ein Heim mit Hund und Mann und Arbeit und Reisen. Viele Reisen. Weit weg, ans Meer, wo ich endlich wieder atmen kann.

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